„Essen Sie viele kleine Mahlzeiten!“ Wie oft diese Ansage vieler Ernährungsberater in den letzten Jahren dazu geführt hat, dass sich Übergewicht und schlechte Laune breit machen, weiß ich nicht. Ich weiß nur eines: schlank wird man dadurch sicher nicht.

Und das lässt sich sogar beweisen. In einem großangelegten Vergleich mehrerer Ernährungsstudien untersuchte man die jeweils verzehrte Essensmenge: Die „Oft-Esser“ gegenüber den „3mal am Tag- Essern“. Das Ergebnis überrascht mich ehrlich gesagt nicht: Die „Oft-Esser“ nahmen über den Tag verteilt alle mehr Kalorien zu sich als die „3mal am Tag-Esser“. (Kann man übrigens alles nachlesen bei Udo Pollmer, Buchtipp s.u.)

Warum? Die Antwort hat mit unserer Wahrnehmung und damit direkt mit unserem inneren Schweinehund zu tun. Wer ständig „Vor-sich-hin“ isst, nimmt diese Mahlzeiten nicht als solche wahr. Im Gegenteil: am Abend hat man regelmäßig das Gefühl „nichts Richtiges gegessen zu haben“ und haut daraufhin richtig rein. In der Regel bleibt es daher auch nicht bei 5 fünf kleinen, sondern eher 4 kleinen und einer sehr großen Mahlzeit.

Außerdem benötigt unser Fettstoffwechsel Zeit für seine Arbeit. Und die darf nicht durch zwischenzeitliche Insulinausschüttungen (die es bei fast jeder Mahlzeit unweigerlich gibt) gestört werden. Insulin wirkt dabei quasi wie ein Korken, der die Fettverbrennung blockiert. (Daher unter Experten auch die Bezeichnung „Insulinkorken“. )

Also: Genießen Sie die drei Hauptmahlzeiten Frühstück, Mittag und Abendessen so bewusst wie möglich. Lassen Sie dazwischen die Finger von Snacks und Naschereien. Auch Obst würde ich nicht unbedingt als Zwischenmahlzeit empfehlen. Sie werden bald merken, wie Ihre Verdauung besser wird und wie Ihnen das Abnehmen deutlich leichter fallen wird. O.k. am Anfang bedarf es einiger Umgewöhnungsstrategien. Mein Tipp: immer wenn sich der so genannte kleine Hunger breit macht, einfach ein Glas Wasser trinken. Der Gang zum Kühlschrank ist oft nur Gewohnheit und Durst wird oft als Hunger missinterpretiert. Nach einer Woche haben Sie sich umgestellt. Versprochen!

Übrigens: Inzwischen vertreten fast alle führenden, modernen Ernährungsmediziner den „Drei-Mahlzeiten-Ansatz“!

Buchtipp: Udo Pollmer,Susanne Warmuth: „Lexikon der populären Ernährungsirrtümer: Mißverständnisse, Fehlinterpretationen und Halbwahrheiten“ (2007 im Piper Verlag)
Ein bisschen provokant geschrieben. Am Ende fragt man sich, woran man sich noch halten soll. Regt insgesamt prima dazu an, sich eigene Gedanken zur Ernährung zu machen.

Die 10 größten Ernährungsirrtümer, Teil 3 >>

Gestern hatte ich wieder einmal Gelegenheit meinen Lieblingsvortrag zu halten: „Die 10 populärsten Ernährungsirrtümer“. Und ganz ehrlich: bei 10 muss ich mich schon auf die wichtigsten beschränken.

Einer der hartnäckigsten Vorurteile zum Thema gesunder Ernährung lautet in etwa: „Durch die Verwendung von Süßstoffen nimmt man ab“. Klar, Süßstoffe haben keine Kalorien. Sie rutschen quasi einfach durch den Körper durch. Aber sie hinterlassen ihre Spuren. Und das ist auch leicht nachvollziehbar. Süßstoffe kennt unser Körper nicht. Denn der ist immer noch auf die Steinzeit programmiert. Damals gab’s zwar süße Früchte, aber weder Saccharin noch Aspartam. Unser Körper schmeckt beim „Low Fat Joghurt ohne Zuckerzusatz“ (aber mit viel Aspartam) süß und setzt die entsprechenden Mechanismen in Gang. Konkret ist das eine nicht zu unterschätzende Insulinwirkung. Die wiederum sorgt dafür, dass unser Blutzuckerspiegel in den Keller rauscht. Das Ergebnis: HUNGER !!!! Schweinezüchter kennen diese Wirkungskette und vertrauen voll auf sie. Damit die Ferkel schön viel essen und damit dick und fett werden, füttert man sie mit Saccharin (ist im übrigen auch billiger als was anderes…)  So viel zum Thema Abnehmen.

Was Süßstoffe  noch so im Körper anrichten können, liest man am besten bei Hans Ullrich Grimm nach. Er schreibt zwar etwas provokant, glänzt aber mit brillanter Recherche. Viele seiner Bücher („Die Ernährungslüge“, „Die Kalorienlüge“, „Die Suppe lügt!“) beschäftigen sich mit Zusatzstoffen in unserer Ernährung. Spannend zu lesen und ab und zu auch mal zu hinterfragen.

Die Frage, die sich nun ausweglos stellt: Ist Zucker nun doch besser? Meine Antwort: In Maßen (!) JA. Vor allem Kinder sollten die Finger von Süßstoff lassen. Da ist ein bisschen Zucker (noch besser: Agavensirup zum Süßen von Joghurt und Nachspeisen) noch immer die bessere Wahl. Süßstoffe lassen den kindlichen Organismus Amok laufen. Vielleicht nicht unmittelbar, aber spätestens wenn sich in der Pubertät die ersten Kilos auf den Hüften breit machen.
Mein Tipp für alle iphone-User: Mit dem app „Ieno“ kann man sich bequem alle Zusatzstoffe mit Erklärung und Wirkungsweise für den Körper aufs Handy holen!

Die 10 größten Ernährungsirrtümer, Teil 2 >>

 

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