Winterzeit ist Südfrüchtezeit, oder? Immerhin muss man sich versorgen mit den ganzen wichtigen Vitaminen, die uns gesund durch die letzten Winterwochen bringen. Allen voran natürlich Vitamin C. Aber auch die Vitamine A und E und die vielen sekundären Pflanzenstoffe stärken unser Immunsystem. Aber wie frisch sind Mango und Co. überhaupt noch, wenn sie bei uns auf dem Frühstückstisch landen? Und außerdem: wie sieht es eigentlich mit dem sog. ökologischen Footprint der süßen Früchtchen aus? Ist es überhaupt noch vertretbar sich eine Kiwi aus Neuseeland schmecken zu lassen?
In der Tat wurden (und werden auch immer noch) Früchte unreif geerntet, damit sie auf dem langen Seeweg nachreifen. Bei den sogenannten nachreifenden Früchten (wie z.B. Mango, Bananen, Kiwi, Avocado, etc.) funktioniert das auch mehr oder weniger gut. Klar, die Sonne konnte ihre Kraft nicht bis zum letzten Atemzug der Frucht wirken lassen. Der Vitamingehalt ist entsprechend geringer. Daher hat die Industrie in den letzten Jahren fleissig an neuen Kühl- und Lagerhaltungsmethoden gebastelt.
Genaugenommen funktioniert es so: man stellt in den entsprechenden Containern eine so genannte „controlled athmosphere“ ( CA) her. Der Sauerstoffanteil in der Luft wird reduziert, der Stickstoffanteil und die Luftfeuchtigkeit erhöht. Dann wird alles auf wenige Grad runtergekühlt. Die Südfrüchte werden dadurch in eine Art künstlichen Tiefschlaf versetzt. Der Reifungsprozess wird unterbrochen – und das für Wochen oder sogar Monate! (Manche Transportschiffe sind 60, 70 oder 80 Tage unterwegs…) Übrigens: auch Äpfel, die wir im Frühjahr essen, lagern seit Herbst in CA-Lagerhallen.
Der Vorteil dieser Lagerhaltung / Transportmöglichkeit: die Früchte können nun wesentlich reifer geerntet werden und trotzdem per Schiff (das ist am umweltfreundlichsten) transportiert werden. Sobald sie aus der CA rausgekommen, reifen sie mehr oder weniger schlagartig zu Ende.
Eine weitere Technologie setzt sog. Ethylenblocker ein. Ethylen ist der Botenstoff, der für die Reifung und auch für den Verderb in der Frucht zuständig ist. Nachreifende Früchte geben dieses Gas auch an ihre Umgebung ab. Deshalb sollten Bananen auch nicht in der Nähe von Tomaten gelagert werden, da diese sonst schneller faul werden. Die Ethylenblocker blockieren die Wirkungsweises dieses Gases. Auch hier wird der Reifungsprozess also unterbrochen und kann zu einem beliebigen Zeitpunkt wieder fortgesetzt werden.
Beide Verfahren haben den ökologischen Vorteil, dass der Transport per Schifffracht – und damit immerhin so umweltschonend wie möglich – durchgeführt werden kann. Katastrophal sieht die Ökobilanz nämlich beim Transport per Flugzeit aus. Der CO2-Ausstoß ist hier 60-90 mal so groß!!
Meine Tipps zum richtigen Umgang mit (Süd-) Obst:
- Prinzipiell gilt: regionales und saisonales Obst bevorzugen.
- Heimische Obstsorten dann konsumieren, wenn sie bei uns (!) unter normalen Bedingungen reif werden, wie z.B. Erdbeeren. Erdbeeren mitten im Winter schmecken erstens fad und weisen zweitens eine katastrophale Öko-Bilanz auf. Dafür sollten wir im Sommer die große Auswahl unserer eigenen Obstsorten nutzen.
- Im Winter, wenn bei uns nur Äpfel und Birnen Saison haben, kann man gern auf Südfrüchte ausweichen. Im Sommer dafür eher drauf verzichten.
- Finger weg von Flugmangos oder Flugananas. Sie schmecken zwar sehr lecker, leider aber mit miserablen Öko-Footprint.
- Avocados und Mangos sind beim Kauf meistens steinhart. Wer den Reifungsprozess beschleunigen will, kann sie dick in Zeitungspapier einwickeln. Sie geben dann das Ethylen verstärkt an sich selbst ab.