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Auf meinem Facebook-Profil poste ich auch immer wieder einmal Food Fotos. Bilder von Gerichten, die ich gerade gekocht, gefilmt, gegessen habe. Als eines dieser Bilder plötzlich knapp 500 Likes erzielte (was bei meiner bescheidenen Facebookseite in etwa 10mal so viel ist wie andere beliebte Bilder), wurde ich stutzig. Warum erfreut sich gerade dieses Bild so großer Beliebtheit? Warum löst es offenbar eine so hohe Emotionalität aus? Und dabei handelt es sich ganz und gar nicht um eine trendig Buddhabowl, ein veganes Mittagsmenü oder um eine kunstvoll ausgehöhlte Avocado. Das Bild mit den meisten Likes war genau das hier:

Heute mal Spaghetti mit Tomaten aus dem Garten und frischem Basilikum.

Eine Pfanne voll Spaghetti!! Warum löst ein Teller Spaghetti so viele Likes, Kommentare und geteilte Inhalte aus? Was finden wir – trotz oder gerade aufgrund des anhaltenden Low Carb Trends – so geil an Spaghetti? Dieser Frage bin ich auf den Grund gegangen. Hier meine Gedanken dazu:

 

Nudeln fühlen sich im Mund einfach gut an

Das haptisch-sensorische Erlebnis (quasi das Mundgefühl) ist genial. Nudeln al dente haben die perfekte Konsistenz um sich weder zu hart, noch zu weich im Mund anzufühlen. Ein kleiner Widerstand und dann folgt Weichheit, Wärme, Wohligkeit. Die unterschiedlichen Pastaformen bieten der Zunge außerdem jede Menge Spielmöglichkeiten. Man denke an die einzelne Spaghetti, die wir sinnlich zwischen den Lippen einsaugen! Und dann erst Fusili. Diese Spiralform, die fast ein bisschen auf der Zunge kitzeln. Nudeln kann man zerbeißen, dran lutschen, im Mund einfach zermantschen oder manchmal einfach runterschlucken. Und Penne eignen sich prima um einmal durchzupusten oder einfach die Zunge in die enge Öffnung zu quetschen. (Weitere Assoziationen erspar ich Euch ;-). Auf jeden Fall eine sinnliche Angelegenheit, die wir schon als Kind für uns entdeckt haben.

 

Spaghetti wecken Kindheitserinnerungen

Kaum ein Gericht, das uns so lange in unserem Leben begleitet hat, wie Nudeln. Für die meisten das erste „richtige“ Gericht ihres Lebens. Immer verlässlich, immer in neuen Geschmacksvariationen, immer lecker. Ein Teller Nudeln fühlt sich wie Zuhause und gleichzeitig wie im Italienurlaub an. Nudeln vermitteln Sicherheit, Vertrautheit und Wärme. Nudeln vermitteln das Gefühl von Gemeinschaft und Familie. Allein die Vorstellung: alle sitzen rund um einen Topf Nudeln und bedienen sich! Herrlich!! (Kleiner Ausflug in die Glücksforschung: Freunde und Familie sind eine der wichtigsten Glücksfaktoren überhaupt!)

 

Nudeln sind die perfekten Geschmacksträger

Kaum ein anderes Lebensmittel (mal mit Ausnahme von Fett und Zucker im Allgemeinen) lässt sich so vielseitig variieren wie Nudeln. Ob mit Pesto, Fleisch, Garnelen, Tomaten, Sahne,….die Spielmöglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Daher gibt es kaum Menschen, die Nudeln nicht mögen. Vielmehr sind viele von uns heute dazu übergegangen sich Nudeln zu verkneifen oder ggf. einfach abzugewöhnen. Denn schließlich sind Nudeln böse, oder?

 

Nudeln sind einfach zu böse

Zumindest glaubt man das heutzutage gern. Denn schließlich liefern Nudeln eine Riesenportion Kohlenhydrate. Nudeln ohne Sport? No way! Nudeln am Abend? Oh mein Gott! Klar, eine Übermenge an Kohlenhydraten ist nicht gut für den Körper. Darüber habe ich und viele andere schon ausreichend geschrieben. Aber vielleicht ist es gerade dieses Verbot, das den Nudelteller so attraktiv macht.

> mehr zu Kohlenhydraten

Nudeln machen schnell satt

Zumindest vermitteln sie uns das und tun es natürlich auch. Kohlenhydrate wandern schneller ins Blut als Eiweiß und Fett. Das sorgt für einen schnellen, aber (leider) nicht allzu nachhaltigen Sättigungseffekt. Ein Trugschluss also, denn ein Stück Fleisch hält wesentlich länger satt als ein Teller Spaghetti. Spaghetti oder Tatar? Auf die Frage, welches Gericht er nach dem Sport am ehesten wählen würde, antwortet mein Sohn: Spaghetti natürlich, sonst werde ich ja nicht satt. Interessant, denn eine Hauptspeisenportion angemachtes Tatar liefert mehr Kalorien und eine wesentlich höhere Nährstoffdichte. Der Körper spielt und also einen Streich. Oder doch nicht?

 

Bei Spaghetti kann man nicht aufhören

Nach einem Stück Fleisch haben die meisten von uns genug und fühlen sich gesättigt. Doch wer langt nach dem ersten Teller Spaghetti nicht nochmal zu? Manchmal essen wir sogar so lange bis der Topf leer ist. Offensichtlich signalisiert uns unser Körper: er will mehr. Ein Paradoxon: im Vorfeld glauben wir an Nudeln als schnelle Sattmacher und am Ende spielen unsere Sättigungshormone im Magen Katz und Maus mit uns.

 

Spaghetti sehen einfach gut aus

Vergleicht doch mal ein Bild von einem indischen Dhal (Linseneintopf) mit diesem herrlichen Spaghetti-Foto: Auch wenn ich Dhal, Currys und Eintöpfe liebe, optisch können die alle einpacken. Nur aufgrund des Fotos läuft da noch lange nichts im Mund zusammen. Aber so ein Bild mit gelben Nudeln, roten Tomaten und grünem Basilikum…..Wer kann da schon Nein sagen?

Was passiert im Gehirn? Ich bin sicher der Anblick eines farbenprächtigen Tellers Spaghetti führt zu einer Dopamin-Ausschüttung. Das ist das „Will-Haben-Hormon“. Es aktiviert unser Glückszentrum. Dopamin bringt dazu ins Handeln zu kommen und in diesem Fall den Kochlöffel zu schwingen.

 

Wie halte ich es persönlich mit Spaghetti?

Ja, ich weiß, dass es mir nach einem Teller Spaghetti nicht besser geht. Im Gegenteil: eigentlich geht es mir (körperlich gesehen) sogar ziemlich schlecht. Ja, ich weiß, dass Nudeln zu einer hohen Insulinausschüttung führen, mein Stoffwechselsystem belasten und auf Dauer dick machen. Ja, ich liebe einfach Pasta.

Daher gönne ich sie mir auch immer wieder einmal und jedes Mal könnte ich darin versinken. Aber letztendlich halte ich es hier –wie so oft – wie Epikur. Der griechische Philosoph Epikur sagte: der Mensch strebt immer nach Lebensfreude und Genuss. Der maximale Genuss entsteht jedoch erst dann, wenn man vorher die Entbehrung erlebt hat. Zu gut deutsch: je seltener das Vergnügen, desto größer der Genuss.

Schreibt mir doch, was Ihr so geil an Spaghetti und Nudeln findet!