Zuckerersatz Stevia – vom Geheimtipp zum Massenprodukt?

Bisher wurde sie immer noch als Geheimtipp gehandelt: die Steviapflanze, auch Süßkraut genannt. Jetzt steht die EU Zulassung wohl endgültig vor der Tür, nachdem die EU 13 Jahre gebraucht hat, um sich mit dem natürlichen Zuckerersatz anzufreunden.

Am 14.April diesen Jahres war es schließlich soweit. Die efsa (european food security authority) hat ihr Gutachten über die Unbedenklichkeit von Stevia (bzw. dem enthaltenen Steviosid) als Zuckerersatzstoff herausgebracht. Momentan wird die empfohlene Höchstmenge von Steviosid noch bei 4mg/kg Körpergewicht pro Tag begrenzt. Der Steviosid-Extrakt ist bis zu 300mal süßer als Zucker. Ziemlich unwahrscheinlich, dass ein Normalsterblicher die empfohlene Höchstmenge überschreitet.

Die Vorteile von Stevia gegenüber Zucker und künstlichem Süßstoff sind gewaltig. Keine Kalorien, keine Blutzuckerwirkung, kein Einfluss auf Karies, möglicherweise gibt es sogar eine blutdrucksenkende Wirkung.

Nun muss der Zulassungsantrag zwar noch einige Gremien durchlaufen, aber die Wahrscheinlichkeit wächst, dass Produkte, die mit Steviosid gesüsst wurden, innerhalb der nächsten 12 Monate auf den Markt kommen.

Die Lebensmittelhersteller stehen schon in den Startlöchern, allen voran die Softdrinkhersteller. Jede Menge Patente mit steviagesüssten Getränken wurden schon eingereicht. Sobald die Freigabe erteilt ist, gibt es meines Erachtens eine Explosion an Produkten. In Japan hat Stevia schon einen Marktanteil von 40% bei Zuckerersatzstoffen.

Eine gute oder schlechte Entwicklung?
Wie man es nimmt. Einerseits begrüße ich, dass Aspartam und Co. endlich eine sinnvolle Konkurrenz bekommen. Die künstlichen Süßstoffe haben endlich ausgedient. Andererseits verleitet uns Stevia dazu, bei vielen Fertigprodukten wieder ungeniert zuzugreifen. Das eigentliche Ziel, sich den Zuckergeschmack abzugewöhnen wird dabei verfehlt. Genauso wie der Weg zum naturbelassenen, puren Lebensmittel. Der wird zumindest nicht gefördert. Ob wir uns durch Steviaprodukte wirklich gesünder ernähren, bleibt abzuwarten.

Übrigens: Wer schon jetzt auf den Geschmack kommen will, muss entweder zum Gärtner marschieren (die frischen Steviablätter eignen sich am besten zum Süßen von Tee oder Getränken) oder in der Kosmetikabteilung des nächsten Bio-Supermarkts suchen. Denn Stevia darf bisher nur als Kosmetikprodukt, z.B. flüssig, als Pulver oder Tab verkauft werden. Vorsicht mit der Dosierung. Wer zu viel nimmt, hat schnell Lakritze im Mund.

In der Schweiz ist Stevia übrigens schon seit 2008 am Markt und Frankreich hat schon jetzt eine auf zwei Jahre begrenzte Zulassung. Die ersten Marktversuche laufen also bereits und sichern denen, die die Möglichkeit haben auf diesen Markten zu agieren, schon jede Menge Wettbewerbsvorteile…

Quellen:

Das Gutachten der efsa zum Nachlesen: http://www.efsa.europa.eu/de/scdocs/scdoc/1537.htm

Gute Artikel zum Thema:

http://www.efsa.europa.eu/de/efsajournal/pub/1537

„Erdbeerjoghurt schmeckt nach Erdbeeren, weil welche drin sind“. Das glauben inzwischen sogar nicht einmal mehr Volksschulkinder. Jeder, der sein Naturjoghurt schon mal mit frischen Erdbeeren verfeinert hat weiß, dass selbst die reifsten Beeren nicht an den Geschmack eines Fruchtjoghurts herankommen. Und schließlich haben sich dort meist nicht mehr als zwei bis drei Beerenexemplare verirrt. Nein, der Geschmack muss also woanders herkommen. Aber woher? Zucker ist das Zauberwort Nr. 1 (heute in der Regel sogar oft schon von Süßstoff ersetzt). Doch Zucker ist nur der Geschmacksträger und intensiviert. Der Erdbeergeschmack selbst ist ein Aroma. Ein natürliches Aroma wohlgemerkt. Denn wer will schon was künstliches essen. Doch hier scheitern wir an der Definitionsfragen. Natürliche Aroma müssen nämlich nicht aus der Frucht stammen, nach der sie schmecken. Wäre ja auch widersinnig. Denn aus Erdbeeren Erdbeeraroma herzustellen, wäre ja viel teurer als gleich die Erdbeeren ins Joghurt zu packen. Der Lebensmittelgesetzgeber sieht vor, dass der Ausgangsstoff für das natürliche Aroma lediglich in der Natur vorkommen muss. Bestimmte Boden-, Hefe- oder Baumpilze sind dem Geschmack von Vanille, Pfirsich, Nuss & Co. sehr ähnlich. Diese Pilze oder auch eine Reihe von Bakterienkulturen bilden die Ausgangsbasis für das natürliche Aroma. Fürs Erdbeeraroma wird anscheinend tatsächlich Sägespäne (australische Sägespäne wohlgemerkt) verwendet. Ich schreibe bewusst „anscheinend“, denn die Aromahersteller, die inzwischen zu riesigen Konzernen herangewachsen sind, lassen sich nicht immer gern in die Karten blicken. Auch wenn die Food Designer meistens sehr stolz sind, dass für ihre Hühnerbrühe im Grunde kein einzige Huhn sterben muss (mal abgesehen vom einem Mini-Prozentsatz, den der Gesetzgeber fordert, damit das ganze auch Hühnerbrühe heißen darf).

Ihnen vergeht schon der Appetit? Dabei habe ich noch gar nicht von Analogkäse geschrieben (der natürlich mit richtigem Käse gar nichts zu tun hat). Wer es will, hier das „Rezept“:
Man nehme eine Trockenmischung aus diversen Proteinen, mischt das Ganze mit erwärmten Palmfett und Wasser. Danach wird erhitzt und das Käsearoma und noch etwas Beta-Carotin (für die Farbe) beigegeben. Abgepackt, abgekühlt und fertig. Dauer: keine halbe Stunde.

O.k. ich hör auf. Nur noch diese Zahl, die ganz interessant ist: Die Deutschen konsumieren pro Jahr und Kopf 137 Kilo aromatisierte Lebensmittel, das sind 370 Gramm am Tag. Das Problem? Wir zerstören durch die Aromen zwar nicht unsere Geschmacksnerven, aber unser Gehirn speichert bestimmte Präferenzen ab. Konsumiere ich viel aromatisierte Lebensmittel, werde ich automatisch eine Vorliebe dafür entwickeln. Gefährlich ist das vor allem für Kinder, die den natürlichen Geschmack von Lebensmitteln oft gar nicht mehr kennen. Sie ziehen dann das aromatisierte Lebensmittel vor, weil es in der Regel wesentlich intensiver schmeckt. Dass aber der Nährstoffgehalt eines Erdbeerjoghurts in keinster Weise mit dem eines „richtigen“ Joghurts mit frischen Erdbeeren mithalten kann, versteht sich von selbst.

Wer noch mehr wissen will, kann unter anderem bei Hans-Ullrich Grimm (z.B. „Die Suppe lügt“) nachlesen. Guten Appetit!

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Beliebt es es ja nicht gerade. Gerade mal 18 Rossfleischereien gibt es in ganz Österreich und einen Metzger, der Pferdefleisch anbietet, muss man erst einmal finden. Dabei könnte Pferdefleisch aus gesundheitlicher Sicht durchaus punkten. Zum einen ist es extrem fettarm. 100g eines wohlgenährten Pferdes haben gerade mal 3,5g Fett, das ist nur halb so viel wie mageres Rindfleisch. Außerdem ist es reich an Eisen und wäre daher gerade für Frauen ein Hit. Trotzdem lehnt ein Großteil der Österreicher den Konsum von Pferdefleisch ab oder findet es sogar verwerflich welche zu essen. An dieser Stelle lohnt es sich etwas über „political correctness“ beim Essen nachzudenken. Und hier muss ich viele enttäuschen. Fast jeder von uns verhält sich in dieser Angelegenheit nicht ganz einwandfrei. Ein Beispiel: für die Produktion von Palmfett, das sich in fast jedem schokoüberzogenen Eiskonfekt, in vielen Backwaren und in Margarine befindet, werden tausende Hektar Urwald gerodet. Beim herkömmlichen Bananen- oder Ananasanbau müssen Plantagenarbeiter immer noch unter menschenunwürdigen und gesundheitsgefährdenden Bedingungen arbeiten. Und nicht zuletzt das heißgeliebte Sushi ist fragwürdig geworden. Denn die roten Tunfischbestände sind inzwischen um 85% leer gefischt. Und wer beim Einkauf vom Fleisch lieber auf den Preis, als auf die Fleischherkunft achtet, ist Mittverursacher der Massentierhaltung.

Keine Angst, ich will Euch nicht die Lust am Essen nehmen, sondern lediglich ein bisschen Bewusstseinarbeit betreiben. In Österreich hat Essen, ehrlich gesagt, keinen großen Stellenwert. Wir geben gerade mal 15% unseres Einkommens dafür

aus. Franzosen lassen 30% auf dem Teller liegen. Der Preis siegt in vielen Fällen. Zulasten von Mensch und Tier. Was kann ich tun? Bio einkaufen ist schon mal ganz gut. Das tut immerhin auch meiner Gesundheit gut. Politisch korrekt kauft man mit Fairtrade Produkten ein. Die sind zwar ein bisschen teuerer, dafür leistet man einen Beitrag zum Großen Ganzen und sorgt für gute Arbeitsbedingungen der Landarbeiter und deren Familien.

Beim Konsum vom Fisch muss ich als Ernährungsexpertin eine Gratwanderung eingehen. Die wertvollen Omega-3 Fettsäuren sind nämlich nur im –großteils gefährdeten- Meeresfisch drin. Hier kann ich auf Zuchtlachs, Hering oder Makrele setzen. Der Tunfisch bleibt dann das Highlight zu besonderen Anlässen.

Pferdefleisch zu essen ist übrigens politisch gesehen weitgehend unbedenklich. Massentierhaltung gibt es nicht. Geschlachtet werden vorwiegend verletzte Pferde. Hier stellt sich sogar die Frage, ob das Entsorgen von eingeschläferten Pferdekadavern als Sondermüll besser ist als die Schlachtung und vollständige Verwertung. Meines Erachtens NEIN. Und: dem Pferd ist es egal, ob es nach seinem Tod gegessen oder verbrannt wird. Wichtig ist doch zu Lebzeiten achtsam mit den Tieren umzugehen. Und das ist bei Pferden zumindest eher der Fall als bei den meisten Rindviechern, Hühnern oder Schweinderln.

Infos dazu gibt’s auch unter:

www.trainsfair.org oder www.fairtrade.at
www.pferd-und-fleisch.de
http://www.welt.de/lifestyle/article2763439/Pferdefleisch-eine-selten-gewordene-Spezialitaet.html

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Hohe Ziele stehen meist in Verbindung mit einem leistungsfähigen Körper. Egal, ob der Karrieresprung, die neue Beziehung oder ganz einfach die Meisterung des Alltags, ein fitter Körper erleichtert dabei vieles.  Natürlich muss es nicht der perfekte Body sein, ganz klar. Wer jedoch mehr als ein paar Kilo Übergewicht mit sich herumschleppt, macht sich das Leben schwerer als notwendig. Wenn das doch so einfach wäre, denken Sie jetzt vielleicht. Keine Frage, die Sache ist schwieriger als gemeinhin angenommen. Immerhin leidet inzwischen mehr als jeder Zweite an Übergewicht – zahlreiche Diäten dabei oft inklusive.

Trotzdem: der Startschuss fällt im Kopf. Und eines ist dabei klar. Wenn ich etwas an meinem Körper ändern möchte, muss ich von einigen –oft liebegewonnenen- Gewohnheiten Abschied nehmen. Und genau hier meldet sich unser innerer Schweinehund zu Wort. Der mag das nämlich gar nicht. Hier hilft nur eines. Ihn Schritt für Schritt mit neuen Ernährungsmustern begeistern. Am Anfang ist das schwer. Doch je konsequenter ich die Sache in Angriff nehme, desto schneller hat sich einen neue, bessere Ernährungsgewohnheit gebildet. Und schwupps – plötzlich schmeckt der Kaffee auch ohne Zucker. Und irgendwie ist Gemüse doch wirklich die beste Beilage zu Fleisch, Fisch und Huhn. Und wenn man es sich genau überlegt, hat man doch schon längst die Nase voll von Geschmacksverstärkern, Aromastoffen und was sonst noch so in den vielen Fertig- und Halbfe

rtigprodukten aufzufinden ist.

Diäten sind schon längst out, das wissen inzwischen sogar Schulkinder. Langfristig soll man etwas ändern. Das sagen Ärzte, Ernährungsberater und jetzt auch die meisten Hochglanzmagazine. Trotzdem bin ich für einen klar geregelten Einstieg in dieses Vorhaben. Klare Regeln braucht der Mensch – zumindest am Anfang.. Denn präzise Vorgaben erleichtern den meisten von uns den Kampf mit dem inneren Schweinehund. Und: ich muss nicht von der ersten Minute an zum Ernährungsexperten werden, sondern kann gleich anfangen. Trotzdem ist die Beschäftigung mit dem was wir essen enorm wichtig. Denn nur wer sich auskennt, kann langfristig flexibel agieren und Genuss und Gesundheit unter einen Hut bekommen. Und irgendwann hat man auf bestimmte Sachen gar keine Lust mehr hat. Klingt für Sie noch nicht ganz überzeugend? Oder meldet sich hier schon wieder der innere Schweinehund zu Wort, der um Pommes, Gummibären oder die geliebte Leberkäs‘semmel bangt?

Vielleicht probieren Sie es einfach aus und begleiten mich die nächsten vier Wochen auf meiner Reise durch den Ernährungsdschungel. „Frisch in den Sommer“ heißt die Aktion, die ich für die Salzburger Nachrichten den ganzen Mai unterstütze. Das Motto motiviert, finde ich. Mein erster Tipp: Setzen Sie sich ein klares Ziel, wo Sie Ende Mai stehen möchten. Und schreiben Sie es auf. Und zeigen Sie es einem Freund. Oder schreiben Sie es mir. Ein bisschen Verbindlichkeit schadet nie  🙂

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