Gleich einmal vorneweg. Man sammelt prinzipiell nur, was man kennt. Zumindest wenn man die Absicht hat, die Pflanze auch zu essen. Das heißt, man sollte sich mit den wichtigsten Merkmalen der Wildkräuter auseinander setzen: Aussehen, Haptik, Duft, etc.
An Kräuterwanderungen teilnehmen
Es gibt zwar jede Menge Bücher, die zum Teil auch gut bebildert sind, aber ich möchte niemals die Erfahrungen missen, die ich in diversen Kräuterwanderungen oder –kursen gesammelt habe. Ein Bild kann niemals den Live-Anblick einer Pflanze ersetzen. Ich fotografiere selbst wahnsinnig gern und stelle immer wieder fest, dass der Charakter einer Pflanze auch bei guten Fotografien nie ganz erfasst wird. Es fehlen einfach wichtige Aspekte: wie verhält sich die Pflanze in Bewegung, wie greift sie sich an, wie riecht sie, usw. Manchmal sind wichtige Unterscheidungsmerkmale sehr klein, wie z.B. der dreieckige Stängel des Gierschs.
Da hat man einfach ein besseres Gefühl, wenn die Infos direkt von einem Experten kommen. Oft bieten Almhüttenbetreiber oder Köche Kräuterwanderungen an. Ich hab mich zum Beispiel mal für zwei Tage in eine Ausbildung zum Kräuterpädagogen eingeklinkt. Oder man fragt einfach eine versierte Freundin oder Bekannte, ob man mal mitgehen darf.
Veränderungen innerhalb der Wachstumsperioden
Erschwerend für das richtige Erkennen kommt hinzu, dass sich die Pflanze permanent verändert. Gerade die jungen Pflänzchen ohne Blüte sind nicht immer leicht zuordenbar. Es hat mich Jahre der Beobachtung gekostet, bis ich jede Wachstumsphase der Pflanzen so richtig intus hatte. Es lohnt sich also permanent die Augen offen zu halten. Sei es beim Spazierengehen, Rad fahren oder joggen. Dabei wird auch der Blick für gute Standorte geschult. Irgendwann weiß man dann, wo was wächst und worauf man schauen muss.
Warum ist das eindeutige Erkennen wichtig?
No na, weil es natürlich auch giftige gibt. Bärlauch wird gern mit dem giftigen Maiglöckchen oder der Herbstzeitlose verwechselt, der Giersch gehört zu der Gattung der Doldenblütler und davon gibt es ganz viele, die toxisch wirken. Und bei manchen Wildpflanzen ist zwar das Blatt genießbar, aber die Blüte giftig, wie z.B. beim Scharbockskraut. Und tatsächlich können Verwechslungen verhängnisvolle, wenn nicht sogar tödlich Folgen haben. Also: im Zweifel das wilde Grün lieber mal stehen lassen oder den Experten zu Rate ziehen.
Erst mit wenigen anfangen
Ich habe mich anfangs auf einige wenige Pflanzen beschränkt und erst einmal diese gut zu unterscheiden gelernt: mit Löwenzahn, Spitzwegerich oder Gundelrebe ist man schnell dabei. Dann der Giersch und die junge Schafgarbe, usw. Neugierig geworden? Dann empfehle ich meinen Artikel zu meinen Top10 Wildkräuter.
Wo sollte ich sammeln und wo nicht?
Generell hat jede Pflanze ihren Lieblingsplatz. Manche mögen es schattig, andere sonnig. Viele der Wildpflanzen wachsen auch im Garten und werden als Unkraut verflucht, bekämpft und ausgerissen. (Der Schuss kann übrigens auch mal nach hinten losgehen, wie beim Giersch, der sich vermehrt je mehr man ihm Herr werden will). Wer im Garten sammelt, sollte darauf achten nur ungedüngte Plätze zu wählen (und natürlich weit weg von jeglichen Unkrautvernichtern, Schneckenkorn, usw.)
Pflanzen, die gleich neben der Straße wachsen (wie es z.B. bei uns die Knoblauchsrauke gerne macht) sind tabu, denn die Pflänzchen fungieren nicht selten als natürlicher Schadstofffilter. Auch die Ränder von Spazierwegen lasse ich außen vor, da diese Plätze gern als Hundeklo herhalten müssen.
Im Zweifeln den Eigentümer fragen
Also wenn man es genau nimmt, müsste man immer den Eigentümer der jeweiligen Wiesen fragen, ob man sammeln darf. Zugegebenermaßen ist der Eigentümer erstens nicht immer ersichtlich und zweitens bin ich nicht sicher, wie erpicht die Bauern drauf sind, wenn alle Daumen lang jemand läutet um zu fragen, ob man ein paar Blätter Löwenzahn pflücken darf. Daher suche ich mir zum Pflücken frei zugängliche Wiesen und hoffe drauf, dass der Bauer nichts dagegen hat. Ich denke da kommt es ganz drauf an, wie man sich verhält. Wenn man mit einer ganzen Schulgruppe anrückt, die alles niedertrampelt oder man mit dem Rad quer durch die Wiese fährt, wäre ich als Eigentümer sicher auch nicht so begeistert. Daher: ein rücksichtsvolles Verhalten gegenüber Mensch und Natur ist angesagt.
Je höher desto später
Manchmal kann es ja auch sein, dass man die besten Wochen verpennt und entweder die Bauern schon die ersten Wiesen wieder nieder gemäht haben oder die Pflänzchen schlichtweg schon zu groß sind um sie z.B. im Wildkräutersalat zu verwenden. Dann begibt man sich einfach in die Höhe, also auf größere Hügel, kleine Berge oder einfach innergebirg (so nennen die Österreicher es, wenn man quasi in die Berge reinfährt…). Denn je weiter oben, desto später die Vegetation. Ansonsten ist Mitte April bis Mitte Mai perfekt fürs Sammeln, je nach Witterung mal eine Woche früher, mal später.
Mit Maß und Ziel
Das versteht sich von selbst. Ich sammle nur, was ich brauche und grase nicht alles wie wild ab. Gerade, wenn bestimmte Kräuter in meiner Gegens rar gesät sind, lasse ich Rücksicht walten und dem nächsten auch noch was über. Und natürlich pflücke oder schneide ich und reiße die Pflanze nicht mit der Wurzel aus.
Plastiksackerl sticht Körberl aus
Natürlich würde es sich optisch wunderschön machen, wenn man mit einem malerischen Korb bewaffnet über die Wiesen zieht. Doch diesmal ist das Plastiksackerl oder der Gefrierbeutel das Aufbewahrungsmittel der Wahl. Gleich nach dem Pflücken rein in den Beutel, immer schöne geschlossen halten und Zuhause gleich in den Kühlschrank. Dann halten sich die Wildkräuter auch einige Tage lang frisch.
Praxistipp:
Je ordentlicher man beim Pflücken ist, desto mehr Zeit spart man sich in der Küche. Bei meinen ersten Sammelausflügen wanderten jede Menge Grashalme mit in das Sackerl. Später beim Kochen, kostete mich das nervig viel Zeit die Fremdkörper wieder zu entfernen. Inzwischen bin ich viel umsichtiger schon beim Pflücken geworden. Früher habe ich mal Pflänzchen genommen, wo ich mir nicht so ganz sicher war. Da wollte ich dann Zuhause im Buch nachsehen. Wer derartige Fallstudien vorhat, dem empfehle ich ein separates Sackerl für die Kategorie „noch mal nachprüfen“.
Hier könnt Ihr noch ein Video zum Thema ansehen!
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