Das wird mein erster Marathon. Habe ich das schon erwähnt? Ich habe keine Ahnung, was auf mich zukommt. Zu Beginn meiner Trainingszeit war ich locker – zumindest dachte ich das. Den Marathon zu schaffen stellte ich außer Frage. Ja, eine Zielzeit hätte man schon… war die Antwort auf die allgemeine Fragerei meines Umfelds. Inzwischen, kurz vor dem Tag X steigt die Anspannung. Erst jetzt wird bewusst, dass sich im Laufe der Wochen doch etwas Druck aufgebaut hat. Die klugen oder auch nicht so klugen Sprüche der Mitläufer, das regelmäßige Berichten im Web über die Lauferfahrungen (lieber Gottfried, ich weiß noch nicht ob ich Dir dankbar sein soll oder Dich lieber verfluchen möchte…) und die Wehwehchen des eigenen Körpers hinterlassen Spuren. Vor allem im Kopf. Plötzlich ist man sich gar nicht mehr so sicher das Ganze auch schaffen zu können. Eine Menge an unterschiedlichen Szenarien spielen sich in meinem Hirnkino ab. Ich versuche mich auf die positiven zu konzentrieren. Jetzt kann ich zeigen, ob ich das mit der Zielvisualisierung auch in Drucksituationen hinbekomme. Dass ich nicht besonders gut schlafe, muss ich dabei wohl nicht extra erwähnen.
Neulich fragte mich jemand: „Musst Du denn unbedingt mitlaufen?“ Eine Frage, auf die ich nach 5 Monaten Training logischerweise mit Empörung reagierte. Zu Recht? Oder zu Unrecht? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall lerne ich gerade jede Menge. Über meine Gedanken, über meinen Körper und über Herausforderungen, die vielleicht doch nicht ganz so selbstverständlich sind.

Ich habe eine Wunderbrille. Sie entspannt. Und sie senkt den Puls – zumindest um ein paar Schläge. Leider muss ich sie wieder zurück geben und kaufen kann man sie auch (noch) nicht. Doch bis zum 17.April soll sie jetzt mein ständiger Begleiter werden. Außer

mir durften auch der Biathlet Simon Eder und unsere Ski-Erfolgs-Ladies Fenninger und Görgl die Brille tragen. Allein das hilft schon, um meine nervösen Nerven etwas zu beruhigen.
Tatsächlich ist der ruhigere Puls zu spüren und natürlich auch zu messen. Vielleicht starte ich ja beim London-Marathon auch mit dem blauen Wunderding, das vom AVWF – Gründer Ulrich Conrady entwickelt wurde. Klar, jetzt weiß wieder keiner, was AVWF ist. Hierbei geht es um Audio-Visuelle-Wahrnehmungs-Förderung. Aber das ist ein anderes, höchst spannendes Thema….

Zum ersten Mal schreiben wir fast 20 Grad und das Beste: ich habe Zeit zum Laufen. Juhu! Auf dem Plan steht ein 80minütiges Wechseltraining entlang der Salzach.
Nach der Hälfte der Zeit nähere ich mich einem anderen Läufer. Er ist offensichtlich langsamer als ich, wirkt aber nicht unfit. Obwohl meine Geschwindigkeit schon recht flott ist, gebe ich beim Überholen noch einmal etwas Gas. Macht sich irgendwie besser, finde ich. Aber statt mich stetig von ihm zu entfernen, spüre ich, dass er sich auf meine Fersen heftet. Was will der denn? Windschatten-Laufen? Ausprobieren, ob er mit mir mithalten kann? Jetzt kann ich natürlich nicht langsamer werden, keine Frage. Tapfer laufe ich mit ca. 12,5 km/h weiter, der Puls zieht ein wenig an. Er bleibt dran. Noch 7 Minuten im GA2, das heißt weiter Geschwindigkeit halten. Was zum Teufel hat der da hinten vor? Und was macht er jetzt? Er zieht nochmal an und taucht neben mir auf. „Hey“, sagt er in tiefstem Dialekt (ich glaube das war tirolerisch, als gebürtige Münchnerin bin ich mir da immer noch nicht ganz sicher…) „bevor i di jetzt verlass, muas i dir no sogn, dass du echt an guatn Laufschtil hoscht. Von da Hift’n bis zu de Fias, des schaugt echt schee aus. Links a weng schwecha, aber des merkt ma kaum.“  Aha. Wenn der wüsste, dass mein linkes Schienbein bei jedem Aufprall Aua schreit… „Machst leicht an Leistungssport?“ will er noch wissen. Und noch bevor ich mit etwas Small Talk anfangen konnte, biegt er ab und war weg.
Na ja, irgendwie dann doch nett. Und ein bisschen beflügelnd für die letzten Kilometer war’s dann auch.

Wieder Sonntag. Aber diesmal lacht die Sonne. Es ist 10 Uhr. Ein perfekter Tag für einen 3-Stunden-Lauf. Ein perfekter Tag braucht eine perfekte Laufrunde. Und die habe ich heute gefunden. Allen Salzburger Läufern möchte ich sie nicht vorenthalten. Mein Start ist am Walserberg, unterhalb der Autobahnbrücke, Richtung Großgmain. Am Fuße des Untersbergs geht es jetzt über Wiesen und Wälder nach Fürstenbrunn (hier entdecke ich eine Lichtung mit soooo vielen Schneeglöckchen – gut, es sind genau genommen Frühlingsknotenblumen, aber das ist ja wohl wirklich eine unromantische Bezeichnung), weiter über das Gut Mayr Melnhof und Glanegg nach Grödig. Mit einem kleinen Schlenker über den Almkanal und einen Feldweg geht es nach St.Leonhard. Hier stoße ich auf die Königseeache und laufe am Ufer entlang bis Urstein. Wer die Runde noch ausdehnen will, läuft jetzt noch salzachaufwärts Richtung Kaltenhausen. Ich drehe nach 15 Minuten um, weil der Weg ziemlich zur Seite hängt (das mag mein Bein gar nicht…). Über einen Steg kann man die Salzachseite wechseln. Jetzt geht es Richtung Salzburg-Aigen. Wer will läuft am Glasenbach entlang bis zum Kreisverkehr Elsbethen und von dort zur Aigner Kirche. Nach knapp 3 Stunden erreiche ich mein Ziel – die heimische Badewanne. Oh yeah!

P.S. Einen kleinen Haken hat diese Runde natürlich. Man braucht einen netten Chauffeur, der einen in Wals absetzt. Am besten ist das der Gleiche, der später die Füße massiert ;-).