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Das wird mein erster Marathon. Habe ich das schon erwähnt? Ich habe keine Ahnung, was auf mich zukommt. Zu Beginn meiner Trainingszeit war ich locker – zumindest dachte ich das. Den Marathon zu schaffen stellte ich außer Frage. Ja, eine Zielzeit hätte man schon… war die Antwort auf die allgemeine Fragerei meines Umfelds. Inzwischen, kurz vor dem Tag X steigt die Anspannung. Erst jetzt wird bewusst, dass sich im Laufe der Wochen doch etwas Druck aufgebaut hat. Die klugen oder auch nicht so klugen Sprüche der Mitläufer, das regelmäßige Berichten im Web über die Lauferfahrungen (lieber Gottfried, ich weiß noch nicht ob ich Dir dankbar sein soll oder Dich lieber verfluchen möchte…) und die Wehwehchen des eigenen Körpers hinterlassen Spuren. Vor allem im Kopf. Plötzlich ist man sich gar nicht mehr so sicher das Ganze auch schaffen zu können. Eine Menge an unterschiedlichen Szenarien spielen sich in meinem Hirnkino ab. Ich versuche mich auf die positiven zu konzentrieren. Jetzt kann ich zeigen, ob ich das mit der Zielvisualisierung auch in Drucksituationen hinbekomme. Dass ich nicht besonders gut schlafe, muss ich dabei wohl nicht extra erwähnen.
Neulich fragte mich jemand: „Musst Du denn unbedingt mitlaufen?“ Eine Frage, auf die ich nach 5 Monaten Training logischerweise mit Empörung reagierte. Zu Recht? Oder zu Unrecht? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall lerne ich gerade jede Menge. Über meine Gedanken, über meinen Körper und über Herausforderungen, die vielleicht doch nicht ganz so selbstverständlich sind.

Zum ersten Mal seit Wochen sind die Wege frei von Eis und Schnee. Und das Beste: die Sonne lacht vom Himmel. Heute steht eine 75-Minuten-Einheit auf dem Programm. GA2 Wechselmethode, was bei mir so viel heißt wie: 10 Minuten Einlaufen, dann 15 Minuten Grundlagenausdauer 2 (Puls zwischen 157 und 170), dann 3 Minuten GA1, wie 15 Minuten GA2, usw.
Es läuft prima und macht richtig Spaß. Bis zur Minute 61. Dann macht die Wade zu. Mir fallen die Dreharbeiten für ServusTV vor zwei Tagen ein. Den ganzen Tag hing ich am Jukari Flyset. Einen Sprung wiederholten wir so oft, bis ich einen Krampf in der Wade hatte. Genau wie jetzt. Shit, denke ich mir. Der vita club süd ist noch mindestens 10 Minuten entfernt. Ich versuche möglichst locker zurück zu laufen und bin in diesem Moment nicht zum ersten Mal froh eine Physiotherapie im Haus zu haben. Und tatsächlich: eine Therapeutin hat Zeit sich meinen Beinen anzunehmen. Massiert und mit diesem genialen Kinesiotape ausgestattet, beschließe ich morgen Pause zu machen.

Mir ist noch nie aufgefallen wie viele Hunde es in Salzburg gibt. Im Laufe meiner Marathonvorbereitung entwickle ich mich allerdings nicht gerade zum Hundefreund. Nicht, dass ich schon jemals gebissen wurde, aber jedes Mal, wenn ich an einem der Vierbeiner vorbei laufe beschleicht mich ein ungutes Gefühl. Manchmal läuft einer ein paar Meter mit, was mir kurz Schweißperlen auf die Stirn treten lässt. Manchmal macht einer der Viecherl einen kurzen Sprung in meine Richtung und die ganz Frechen fangen auch schon mal an zu kläffen. Ja, er will nur spielen – weiß ich schon. Hat einer der Hundebesitzer mal daran gedacht, dass ich keinen blassen Schimmer haben kann, wer nur spielen will oder wer es auf meine Beine abgesehen hat? Gut ich bin schreckhaft, das gebe ich zu. Aber ich will nur laufen. Gott sei Dank gibt es positive Ausnahmen. Wenn ich jemals einen Hund besitzen sollte, werde ich ihm als erstes beibringen bei jedem sich nähernden Läufer sofort an meine Seite zu kommen. Die richtig rücksichtsvollen Hundeführer achten sogar darauf, dass sich der Hund an der läuferabgewandten Seite befindet. Ich bin sogar einmal einer Gruppe mit 6 Hunden begegnet, die sich sofort allesamt auf den Boden setzten und warteten bis ich vorbei gelaufen war. Wow! Das lieben wir Läufer! Ob ich dafür mal eine Facebook-Gruppe gründen sollte…?

Ich bin eine einsame Läuferin. Nicht, dass mir das etwas ausmachen würde. Im Gegenteil. Als Wassermann habe ich ein übertriebenes Unabhängigkeitsstreben. Ich schließe mich höchst selten Fahrgemeinschaften an und auch beim Laufen richte ich mich ungern nach anderen. Ist allein schon organisatorisch schwierig, finde ich. In der ganzen Vorbereitungszeit bin ich ein einziges Mal mit meinem Mann Christian gelaufen. Natürlich war das irgendwie nett, keine Frage. Aber allein zu laufen hat irgendetwas Mysthisches, vor allem wenn sonst keiner auf den Straßen und Wegen unterwegs ist. Der Kopf wird frei, man kann nachdenken über Gott und die Welt, über den nächsten Blogbeitrag oder über die Kleiderwahl für‘s Abendevent.

Nur mit dem Fotografieren stoße ich an meine Grenzen. Deswegen existieren auch kaum Laufbilder von mir. Diesmal habe ich zumindest das Handy mitgenommen. Ich wohne in Salzburg-Parsch und laufe gern die Salzach aufwärts Richtung Hallein. Auf der Ursteiner Brücke ist mein Selbstportrait entstanden. Danach ging’s über Anif, Grödig, Morzg über Hellbrunn zurück in die heimische Badewanne. Denn heute war’s dann doch wieder zapfig kalt…